Es gibt verschiedene Gründe für eine Amputation. Bei jüngeren Menschen sind es hauptsächlich Verletzungen oder Fehlbildungen, die eine Amputation nötig machen. Es können aber auch Krebserkrankungen und Infektionen zu einer Amputation führen.
Bei 80% aller Amputationen liegt jedoch eine arterielle Verschlusskrankheit vor, was meist bei Patienten über 60 Jahren auftritt.
Unter einer arteriellen Verschlusskrankheit versteht man eine Verengung der Arterien in den Beinen, was zu einer Durchblutungsstörung führt.
Zu den Risikofaktoren gehören Rauchen, Blutzuckerkrankheit (Diabetes mellitus), erhöhte Blutfette sowie erhöhter Blutdruck.
Bereits vor der Amputation muss der Arzt den Patienten darüber Aufklären, welche Amputationshöhe gewählt wird und wie die weiteren Schritte aussehen.
Nach der Operation werden die Weichen für die weitere Rehabilitation gestellt. Wichtigste Hürde ist, dass sich die Grunderkrankung stabilisiert und die Wundheilung abgeschlossen ist. Hierbei entscheidet sich, wie schnell der Patient wieder in sein gewohntes Umfeld zurückkehren kann.
Direkt nach der OP werden Wunddrainagen gesetzt und ein leichter Verband angelegt. Etwa am 2-3 Tag nach OP werden die Drainagen wieder entfernt. Da die Ansammlung von Flüssigkeit im Gewebe (Ödem) nach der Operation sehr hoch ist, wird nun mit Hilfe von Kompressionsverbänden, Kompressionsstrümpfen oder am besten mit einem so genannten Post-OP-Liner die Ödembildung reduziert, was zu einer raschen Wundheilung und zur Formung des Stumpfes einen wesentlichen Beitrag leistet.
Leichte Hochlagerung
Ca. 20 Grad Beuge im Knie
Zirkulation und Entstauung in der Kniekehle nicht behindern!
In der Zeit der Wundheilung werden mit den Physiotherapeuten verschiedene Übungen zur Mobilisierung und Kräftigung des Körpers und der nichtamputierten Seite gemacht. Außerdem trainiert der Patient wie er vom Bett in den Rollstuhl wechselt. Es werden auch erste Steh- und Gehübungen ohne Prothese am Barren durchgeführt.
Wir als Orthopädie-Techniker sehen uns als Wegbegleiter bereits ab der Amputation über die Frührehabilitation, Rehabilitationsaufenthalt bis hin zum häuslichen Umfeld des Alltags. Da wir alle Belange der Prothesenversorgung übernehmen, ist es wichtig, dass zwischen uns und dem Patienten ein Vertrauensverhältnis entsteht.
Grundsätzlich bestimmt der Arzt in Abstimmung mit uns als Orthopädietechnikern den Zeitpunkt der ersten Prothesenversorgung. Als ersten Schritt zur Auswahl des richtigen Prothesensystems begutachten wir als Orthopädietechniker die Stumpfverhältnisse und den Allgemeinzustand des Patienten. Anhand der individuellen Vorraussetzung werden nach Absprache mit dem Arzt und Therapeuten passende Systeme gewählt. Wir stehen an diesem Punkt als Schnittstelle zwischen Arzt, Krankenkasse und Patient.
Bei den meisten Fällen werden so genannte Silikonliner zur Befestigung der Prothese an dem Stumpf gewählt. Dieser wird in der entsprechender Größe ausgewählt und dem Patienten angelegt. Über den Silikonliner wird mit Hilfe von Gipsbinden ein Abdruck des Stumpfes gemacht. Bereits am Folgetag kann der Schaft dem Patienten angepasst werden.
Sie haben Anspruch auf Rehabilitation!!
Nach dem Krankenhausaufenthalt wird eine Stationäre Anschlussrehabilitation durchgeführt.
Sobald die Prothesenanpassung in der Früh-reha abgeschlossen ist, kann die Rehabilitation in einer spezialisierten Klinik für die Dauer von meist 3 Wochen beginnen. Bei medizinischen Gründen kann aber auch eine Verlängerung beantragt werden.
Gesetzlich Krankenversicherte müssen derzeit 10 Euro pro Tag Eigenanteil zahlen. Jedoch nur maximal 28Tage lang und der Krankenhausaufenthalt wird mitgezählt.
Der Arzt oder Sozialdienst des Krankenhauses in der die Amputation durchgeführt wurde stellt einen Antrag auf Rehabilitation, in der Regel bei der Krankenversicherung, in manchen Fällen aber auch bei Berufsgenossenschaften oder der Rentenversicherung. Der jeweilige Kostenträger wählt dann eine möglichst wohnortnahe Klinik aus. Die Patienten haben jedoch ein Wahlrecht , d.h. sie können Einfluss auf den Klinikaufenthalt nehmen.
In der stationären Rehabilitation lernt der Patient, mit der Prothese umzugehen z.B: selbstständiges An- und Ausziehen der Prothese, Pflege von Stumpf und Prothese, Gehtraining mit der Prothese und den Umgang in Alltagssituationen, wie das überwinden von Hindernissen.
Wieder zuhause bleibt der Amputierte aber auch nicht ohne Unterstützung. Physiotherapie ist weiterhin wichtig, um die Mobilität zu erhalten und den Umgang mit der Prothese weiter zu schulen. Hierfür stehen geschulte Therapeuten zur Verfügung die ambulant alles gelernte weiter optimieren und viele Tipps für den Alltag parat halten.
Nach der Interims-Prohesenversorgung folgt die Anpassung der Erstprothese, hier beraten wir Sie wieder bei der Auswahl der benötigten Prothesensysteme. Machen Sie sich mit den unterschiedlichen Prothesensystemen vertraut und gestalten Sie aktiv mit uns die für Ihre Ansprüche passende Prothesenversorgung.