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Damit die Patienten wieder tanzen können

Damit die Patienten wieder tanzen können

Ingolstadt (DK) "Wir machen ihnen Beine" steht auf der Homepage von OTec-IN – und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Denn das im Juli 2009 in Ingolstadt gegründete Unternehmen hat sich auf innovative Orthopädietechnik spezialisiert.

In ihrer Werkstatt fertigen Roman Michal (links) und Manfred Salvamoser Prothesen und andere Hilfsmittel an, die Menschen mit Amputationen das Leben erleichtern. Die beiden Geschäftsführer Manfred Salvamoser und Roman Michal kümmern sich mit ihren Mitarbeitern um Menschen, die nach einer schweren Krankheit oder bei einem Unfall Gliedmaßen verloren oder andere Schäden am Körper erlitten haben. "Wir versuchen bei unserer Arbeit, das Handicap des jeweiligen Patienten bestmöglich auszugleichen", erklärt Salvamoser.

Dies geschieht mit Hilfe von Prothesen, die Arme, Hände, Beine oder Füße ersetzen, mit Orthesen, die eingeschränkte Funktionen des Bewegungsapparates unterstützen, wie beispielsweise ein Korsett, oder mit Epithesen, die Körperdefekte ästhetisch ausgleichen. Dabei handelt es sich um komplexere Strukturen wie Nase, Augenlider oder das Ohr, die chirurgisch aus körpereigenem Gewebe nur schwer zu rekonstruieren sind. Zwar werden auch Einlagen, Mobilitätshilfen, Schienen und Bandagen bei OTec-IN im Hollis in der Krumenauerstraße hergestellt. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf den Pro- und Orthesen. Und das ist auch der wesentliche Unterschied zu den großen Sanitätshäusern, die meist versuchen, ein möglichst breites Sortiment anzubieten.

OTec-IN hingegen, so die beiden Chefs, habe sich auf eine relativ kleine Nische der umfangreichen Orthopädietechnik spezialisiert. Das wirke sich nicht nur auf die Qualität ihrer angebotenen Produkte, sondern auch auf die individuelle Betreuung ihrer bislang rund 250 Patienten positiv aus. Schließlich sollen diese wieder – etwa mit einer Beinprothese – ohne Probleme tanzen oder Ski fahren können, sagt Salvamoser.

"Wir lernen jeden, der zu uns kommt, richtig gut kennen", erklärt Michal. Daraus entstehe ein Vertrauensverhältnis, das als Basis für die weitere Arbeit mit dem Patienten sehr wichtig sei. Jemand, der sich frisch amputiert eine Prothese an den Stumpf anpassen lasse, müsse das auch seelisch erst einmal verkraften und entsprechend behandelt werden.

Deshalb geht die Betreuung von Michal und Salvamoser noch weit über die Beratung, Herstellung und Anpassung ihre Hilfsmittel hinaus. So haben sie etwa einen Nordicwalking-Treff ins Leben gerufen, bei dem sie samstags mit ihren Patienten erst sporteln und anschließend zur Gruppensitzung einladen, bei der die Teilnehmer Fragen stellen und sich auch untereinander austauschen können.

"Insgesamt möchten wir unsere Patienten funktionell wie auch geistig fördern", fasst es Michal zusammen. Dazu gehören nicht nur rein technische Aspekte und die Beantwortung medizinischer Fragen. Die Orthopädiemeister klären die Betroffenen auch über ihre Rechte bei den Krankenkassen auf, beispielsweise was die finanzielle Förderung angeht; sie helfen beim Ausfüllen von Formularen oder beim Weitervermitteln der Patienten an Ärzte oder Physiotherapeuten, mit denen sie eng zusammenarbeiten.

Mit Salvamoser und Michal sind insgesamt sieben Menschen bei OTec-IN beschäftigt, darunter auch ein Auszubildender. Mit ihrer Geschäftsidee haben die beiden Orthopädie-Spezialisten in diesem Jahr auch beim Businessplan Wettbewerb der Region 10 überzeugt: Dort belegten sie in den dritten Platz.
Foto: Obster (Donaukurier) zum Artikel

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